Für uns steht gute Architektur im Zentrum des Schaffens. Wir fragen uns: Wie lassen sich Arbeitsabläufe aus dem Planungsalltag effizient erleichtern? Wie können Projekterfahrungen unsere Wertschöpfungskette verbessern? Wie kann die generelle Planungsqualität verbessert werden? Wie können die Anforderungen an eine BIM-Planung einfacher erfüllt werden? Welche Daten sind für eine sinnvolle Weiterverarbeitung von Interesse? Wie kann den wachsenden Anforderungen aus dem Baurecht begegnet werden?
Mit SPB stellen wir ein Software-System vor, welches Wohngebäude anhand gegebener Zielgrößen optimieren kann. Ein Werkzeug, dass in kurzer Zeit valide Entwürfe zur Verfügung stellt. Ein Generator, der eine geometrische Antwort als dreidimensionales Architekturmodell ausgibt. Eine erweiterbare Grundstruktur, die an alle Vorstellungen und Bedürfnisse angepasst werden kann.
Frei nach dem Motto: Wenn was nicht passt, wird‘s passend gemacht.
Um den Planungsalltag effizienter zu gestalten gilt es herauszufinden, in welchen Bereichen repetitive Arbeit anfällt. Welche Aufgaben erfordern Entscheidungen von PlanerInnen und welche Aufgaben können in wesentlich kürzerer Zeit von einem Rechner erledigt werden? Uns ist wichtig, intuitiv bedienbare Lösungen bereitzustellen, um Kreativität freizusetzen und Arbeitsentlastung herbeizuführen. Das gestalterische Wirken sollte nicht durch sperrige Technologie erschwert oder eingeschränkt werden. Für uns ist Technologie kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug zur Unterstützung der täglichen Arbeit.
In der Planung von Wohngebäuden wird üblicherweise im ersten Schritt auf der Grundlage des Städtebaus der Versuch angestellt, den zur Verfügung stehenden Raum mit Wohnungstypologien zu befüllen, welche die Ausrichtung zur Sonne, die Proportion der Räume und die Raumfolge in Einklang bringen. Oft geschieht dies analog. Typologien werden recherchiert, gedruckt, ausgeschnitten und anschließend kombiniert. Skizzenpapier, Schere und Stifte kommen zum Einsatz, um nach und nach die ersten Geschossgrundrisse zu skizzieren und zu puzzeln. Mal läuft dieser Vorgang gesittet und sehr geordnet ab, meistens jedoch etwas chaotisch und in sehr kleinen Schritten. Viele Entscheidungen werden getroffen, welche später nicht in Gänze nachverfolgt werden können.
Wohnungsgrundrisse in ihrer Größe anzupassen nimmt dabei die meiste Zeit anspruch. Hier setzt SPB zum ersten Mal an:
Wie können wir diese repetitive Tätigkeiten reduzieren? Möglich wird dieser Vorgang durch flexible Grundrisse. Sie ermöglichen es, eine gewählte Grundrisstypologie mit Restriktionen zu versehen, um Minimalabstände innerhalb des Grundrisses festzulegen. Die Außenmaße des Grundrisses können somit je nach vorhandenem Platz gestaucht oder gestreckt werden, ohne dabei die enthaltenen Räume in ihrer Nutzbarkeit einzuschränken. Ein Unterschreiten der Minimalabstände führt zum Ausschluss aus der Berechnung.
Für den Planungsalltag bedeutet das, dass mit Auswahl der gewählten Grundrisstypologie(n) die digitale Planung beginnt. Mit hilfe von SPB werden die Grundrisse erstellt und mit Restriktionen versehen. Ab diesem Zeitpunkt stehen sie dem System zur Grundrissgenerierung zur Verfügung.
Dies ist ein absolutes Novum und Alleinstellungsmerkmal im Bereich der Architekturgeneratoren, da nicht von einem festen Modulmaß ausgegangen wird, welches in Kombination mit anderen Modulen die Abmessungen des Gesamtkomplexes bestimmen. Vielmehr entspricht es dem althergebrachten Weg, zuerst den definierenden Städtebau zu wählen, welcher dann sinnvoll mit Grundrisstypologien ohne Restflächen befüllt wird. Es ist mit dem Generator also möglich, auf die verschiedensten Grundstücksgegebenheiten zu reagieren.
Der Ablauf bei der Benutzung des Generators ist denkbar einfach. Die Anwender*innen geben Zielgrößen (Gebäude-Abmaße, Wohnungsmix) vor und das System findet eine optimierte Lösung für diese Gegebenheiten. Statt tagelang manuell Typologien zu kombinieren, liefert SPB eine Antwort ohne Restflächen in Minuten und beginnt dabei bei den kleinsten Teilen: Ein mathematisches Regelsystem stellt sicher, dass jeder Raum in seiner Funktion möblierbar und ausreichend natürlich belichtet ist, jede Wohnung eine angemessene Gesamtgröße in Bezug auf die Raumanzahl hat, dass eine horizontale Erschließung für jedes Geschoss ausgewählt wird, die den Wohnungstypen genug Platz bietet, bis hin zu einer Geschosskombination, die den vorgegebenen Wohnungsmix anstrebt. Das Produkt ist ein dreidimensionales Architekturmodell.
Während des Generierungsprozesses wird das Modell zusätzlich mit Informationen angereichert, die es ermöglichen, die Lösung auf verschiedenste Arten und Weisen auszuwerten. Die exakte Modellierung der 3D-Geometrie liefert die genauen Mengen und Massenangaben für die Kostenvoranschläge. Die Flächenermittlung nach DIN 276 ist bereits hinterlegt. Außerdem sind intelligente Bauteile, wie Türen, bereits eingeplant, die im Vorfeld mit Parametern für Abmessung, Aufschlagsrichtung, Fußbodenaufbau etc. versehen wurden, um Prozesse wie das Erstellen von Türlisten oder Ähnliches signifikant zu vereinfachen und zu beschleunigen. Insgesamt wird mit dem generierten Modell eine Detailtiefe erreicht, die für die Leistungsphase 4 überdurchschnittlich hoch ist. Das ausgegebene Modell besitzt eine Informationsdichte, die unter normalen Projektbedingungen nicht erreicht werden kann.
Entscheidungen nimmt das System jedoch nicht ab. Diese werden während einer laufenden Abfrage schrittweise von den NutzerInnen getroffen.
Somit wird sichergestellt, dass das Ergebnis ihren Bedürfnissen entspricht. Zunächst können die Kennzahlen der Anfrage so oft angepasst werden, bis das optimale Ergebnis gefunden wurde. Im späteren Verlauf können auch geometrische Anpassungen vorgenommen werden. Wohnungen einzelner Geschosse können ausgetauscht werden, um auf die Raumanzahl Einfluss zu nehmen. Da es sich bei SPB um ein System handelt, das über ein Berechnungsprinzip Vergleiche anstellt, liegt es nicht fern, dieses Prinzip auch auf andere Planungsaufgaben mit repetitiven Grundrissen anzuwenden, wie etwa Hotels, Rechenzentren, Senioren- oder Studentenwohnheime. Die schiere Geschwindigkeit, mit der der Generator Lösungen erstellt, ist für den Planungsalltag von großer Hilfe. Lösungsvarianten können ad hoc innerhalb von zwei bis drei Minuten erzeugt werden, damit die Planungsbeteiligten sie diskutieren können. Hinzu kommt, dass diese Lösungsvarianten für spätere Berechnungsprozesse als Lösung unmittelbar bereitstehen und nicht mehr neu berechnet werden müssen. Der Selbstlerneffekt sorgt somit für ein Optimieren des Prozesses.
Natürlich hängt die Qualität nicht nur von der Geschwindigkeit ab, sondern auch von der zur Verfügung stehenden Grundlage in Form von Grundrissen und Berechnungsregeln. Dadurch, dass SPB modular entwickelt wurde, ist es möglich, jede Komponente zu erweitern oder zu verändern. Es können neue, eigene Grundrisse integriert werden, ein ganz anderes Bewertungssystem (z. B. Nachhaltigkeitsbetrachtungen, CO₂-Footprint) zugrunde gelegt werden oder aber alle bereits vorhandenen Grundlagen auf Standards anderer Wohnungsbaugesellschaften angepasst werden. Auch alle verwendeten Bauteile sind austauschbar und können durch Eigenentwicklungen ersetzt werden. Das System bringt alles mit, um den Planungsprozess zu revolutionieren.
Zu Beginn eines jeden Generierungsprozesses werden vom System die Eckdaten des Projekts abgefragt. Diese Daten zu den äußeren Gegebenheiten des Objekts sind das Fundament, auf dessen Grundlage das mathematische Regelwerk operiert. Die Gebäudegeometrie wird in Form der Gebäudegrundfläche definiert. Tiefe und Breite geben den Rahmen der beplanbaren Fläche vor. Außerdem ist ein Wohnungsmix festzulegen. Es besteht die Möglichkeit, einen vordefinierten Mix zu wählen (z. B. für Familien optimiert) oder aber Wohnungstypen über eine prozentuale Verteilung vorzugeben. Neben der Etagenanzahl ist auch die Ausstattung in Form von Technikräumen, Fahrstühlen und Angaben zur Barrierefreiheit zu definieren. Diese Komponenten haben einen erheblichen Einfluss auf die Dimensionierung des Treppenhauses und sind deshalb essenzielle Bestandteile der Berechnung. Wenn die Eingabe abgeschlossen ist, beginnt der Generator, die im System vorhandenen Grundrisse auf die definierten Werte dynamisch anzupassen. Dies geschieht mit der Hilfe einer evolutionären Algorithmusstrategie, die neue Lösungen generiert, in Analogie zur natürlichen Evolution durch Kreuzung von Individuen und zufällig entstehenden Mutationen. Dadurch werden Wohnungsgrundrisse zufällig kombiniert und auf ihre Eignung bewertet. Ziel der Grundrissbewertung ist es, eine Sortierung der Ergebnisse des Generators vorzunehmen. Hierzu werden Regeln aufgestellt, die es ermöglichen, Grundrisse objektiv (und maschinenlesbar) auszuwerten. Diese Regeln können sich gegenseitig beeinflussen und gegebenenfalls auch ausschließen. Hierzu muss eine Gewichtung der Regeln vorgenommen werden. Diese ist nicht universell, sondern kann je nach Projektziel variieren. Bewertet werden jeweils die Räume und nicht ganze Wohnungen. Die Bewertung der Wohnung entsteht aus der Summe ihrer Räume. Für Abweichungen von den Vorgaben werden Strafpunkte durch das Regelwerk vergeben. Die besten Varianten werden zum Vergleich in einer Tabelle festgehalten. Sie können hier nochmals analysiert werden. Sind die Ergebnisse nicht zufriedenstellend, kann der Generatorprozess von Neuem gestartet werden, um einzelne Kennwerte anzupassen. Hierdurch ist eine eher spielerische Annäherung an ein optimiertes Gebäude möglich.
Wird eine Variante bevorzugt, so kann aus dieser das Konzeptmodell erstellt werden. Das Konzeptmodell ist eine zweidimensionale Repräsentation der Grundrisse, die gestapelt wird. Diese schematische Gliederung der Geschosse gewährleistet, dass wesentliche Anpassungen effizient handhabbar sind. In diesem Abschnitt des Prozesses ist es möglich, einzelne Wohnungen auszutauschen, den Wohnungsmix zu verändern oder auf zu große Räume zu reagieren. Die Geschossebenen sind anwählbar, um in der Grundrissansicht die vom Algorithmus gewählten Wohnungen subjektiv analysieren und bewerten zu können. Das angewendete Regelwerk ist im Laufe des Entwicklungsprozesses immer wieder angepasst worden. Zu Beginn der Entwicklung wurde festgelegt, dass das Wohnungsbewertungssystem des Berliner Wohnungsbauunternehmens HoWoGe: Das Wohnungsbewertungssystem geht über die Dimensionierung der Räume hinaus und betrachtet zusätzlich die Möblierung. Im Austausch mit unseren Partnern hat es sich als hilfreich herausgestellt, bereits definierte Regeln als Grundlage mit in die Diskussion zu bringen, um unsere Anliegen zu verdeutlichen. Der HoWoGe Katalog war dahingehend sehr gut, da es ein Regelwerk mit Kennzahlen abbildet, welche in Beispiel-Grundrissen zusammengeführt werden. Nach eventuellen Anpassungen werden dann essenzielle Bauteile, wie Treppen, Fenster, Türen, Wände, Fundament und Decken bis hin zum Attikablech, automatisch generiert. Das Konzeptmodell wird in ein dreidimensionales Gebäudemodell mit hohem Detaillierungsgrad umgewandelt und kann jetzt durch die exakt modellierten Massen als Grundlage für die Baukostenschätzung verwendet werden. Ebenfalls kann auf dieser Basis eine Bauablaufplanung erstellt werden.
Das fertig generierte Modell steht ab diesem Zeitpunkt zur individuellen Weiterverarbeitung zur Verfügung. Innerhalb der Grundrisse können Wände verschoben, Fenster oder Türen ausgetauscht, die Fassadengestaltung angepasst, die Dachform verändert oder Balkone hinzugefügt werden. Im Grunde ist es möglich, jedes noch so kleine Bauteil auszutauschen oder zu verändern. Zu Präsentations- und Vorlagezwecken werden automatisch Grundrisse und Schnitte erstellt und zusammen mit Tabellen zur Flächenberechnung sowie weiteren Informationen zu den verwendeten Grundrissen in einer Broschüre zusammengefasst. Diese kann BauherrInnen, Banken und Behörden vorgelegt oder für anderweitige Öffentlichkeitsarbeit verwendet werden. Das digitale Modell erlaubt zudem die Koordination der Fachgewerke. SPB macht somit BIM-fähige Planung für jeden zugänglich.